11 Symptome, die Anzeichen einer Depression sein können
Veröffentlicht: 2022-06-22Trägheit, Freudlosigkeit und Lustlosigkeit sind typische Anzeichen einer Depression. Aber das sind keineswegs die einzigen Symptome. Manchmal stehen ganz andere Symptome im Fokus. Welche zusätzlichen Symptome auf eine Depression hinweisen und was Angehörige beachten sollten.
Was sind Depressionen?
Die Leitlinie der Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie ordnet der Depression drei Hauptsymptome zu:
- Gedrückte Stimmung,
- Der Verlust von Freude und Interesse ebenso
- Vertrauenslosigkeit/schnelle Ermüdung.
Eine Depression ist jedoch mehr als eine Liste von drei Symptomen. Es betrifft den ganzen Menschen. Es verändert Denken, Fühlen und Verhalten. Und: es zeigt sich anders. Manche empfinden zum Beispiel eine tiefe, grundlose Traurigkeit. Andere Betroffene berichten hingegen von einem „Taubheitsgefühl“ . Intensive Emotionen wie Freude und Wut, aber auch Traurigkeit können sie nicht mehr wahrnehmen.
Depressionen sind mehr als eine Störung, sie sind eine ernsthafte psychische Erkrankung. Wird dies nicht rechtzeitig erkannt, kann dies schwerwiegende Folgen haben: Mehr als die Hälfte der Suizide gehen auf Depressionen zurück. Eine frühzeitige und gezielte Behandlung ist daher wichtig, um Leben zu retten.
11 Symptome, die Anzeichen einer Depression sein können
Neben den Hauptsymptomen einer Depression gibt es zahlreiche weitere Symptome. Bei manchen Menschen stehen diese Symptome so sehr im Vordergrund, dass die Krankheit lange im Verborgenen bleibt – weil Betroffene, Angehörige und Ärzte eine andere Ursache vermuten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Depressionen primär mit körperlichen Beschwerden einhergehen, einem sogenannten somatischen Syndrom.
1. Schlafstörungen sind ein Symptom der Depression
Menschen mit Depressionen müssen frühmorgens einschlafen oder wach werden und finden bis zum Aufstehen keinen Schlaf. Schlafstörungen sind Symptome einer Depression.
Betroffene schlafen deutlich weniger als normal. Dementsprechend fühlen sie sich tagsüber müde und ausgebrannt.
Es ist weniger üblich, dass depressive Menschen viel länger als gewöhnlich schlafen (oder tagsüber immer mehr schlafen), sich danach aber nicht entspannt fühlen.
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2. Symptom einer Depression: Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Ob Pasta, Pizza oder Salat: Auch bei Depressionen schmeckt oft selbst das Lieblingsgericht nicht. Manche Betroffene vergessen regelrecht das Essen, weil sie einfach keinen Appetit mehr verspüren. Sie verlieren oft innerhalb weniger Wochen deutlich an Gewicht.
Auch das Gegenteil kann der Fall sein: Manche Menschen essen während der Depression viel und nehmen an Gewicht zu.
3. Libidoverlust: ein Zeichen von Depression
Viele depressive Menschen haben weder Lust auf Sex, noch haben sie den Drang nach sexuellen Aktivitäten. Mediziner sprechen von fehlender oder fehlender Libido. Sexuelle Zurückhaltung ist ein häufiges Symptom einer depressiven Verstimmung, die die Partnerschaft stark belasten kann.
4. Körperliche Beschwerden ohne organische Ursache
Hinter den wiederkehrenden Kopf-, Bauch- oder Schwindelgefühlen kann eine seelische Ursache stecken. Depressionen können durch zahlreiche körperliche Anzeichen wahrgenommen werden. Dann kann keine organische Ursache der Symptome festgestellt werden.
Die Symptome sind teilweise so ausgeprägt, dass die Betroffenen die psychischen Beschwerden wie Freudlosigkeit und Interessensverlust kaum wahrnehmen. Experten sprechen auch von maskierter oder larvaler Depression.
Mögliche körperliche Symptome einer Depression sind
- Magen-Darm-Beschwerden, z. B. Verstopfung, Übelkeit, Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Probleme mit dem Kreislauf
- Ein „Knödel“ im Hals
- Das Gefühl, keine Luft zu bekommen
- Herzrasen, Herzstolpern
- Schwindel
- Rückenschmerzen
Körperliche Beschwerden und Erkrankungen, die vor der Depression bestanden haben, können sich während einer depressiven Episode verstärken. Beispielsweise können chronische Rückenschmerzen an Intensität zunehmen.
Bei Kindern kommt es übrigens relativ häufig vor, dass sich Depressionen besonders körperlich äußern – zum Beispiel in Form von Bauchschmerzen.

5. Morgen- und Abendhoch
Viele depressive Menschen haben ein sogenanntes Morgentief. Morgens sind sie besonders schlimm. Sie möchten am liebsten im Bett bleiben und müssen sich zum Aufstehen zwingen.
Bei schweren Depressionen kommen sie kaum oder gar nicht aus dem Bett. In den Abendstunden hingegen ist die Stimmung oft klar – manchmal so sehr, dass sich die Betroffenen wieder richtig gut fühlen. Das nächste Tief folgt jedoch am nächsten Morgen.
6. Konzentrationsprobleme sind ein Zeichen von Depressionen
Sie können sich an nichts mehr erinnern und sich kaum auf etwas konzentrieren? Konzentrationsstörungen gehören zu den typischen Anzeichen einer Depression. Während einer ausgeprägten depressiven Episode fällt es den Betroffenen beispielsweise schwer, einem Gespräch zu folgen oder ein Buch zu lesen.
Auch typisch: Vielen depressiven Menschen scheint es fast unmöglich, einfache Entscheidungen selbst zu treffen – auch wenn es um die Frage geht, was das Mittagessen sein soll. Die Konzentrationsprobleme machen den Kranken oft Sorgen. Sie fürchten zum Beispiel, krank zu sein.
7. Negative Gedanken als Symptom einer Depression
Depressive Menschen sehen schwarz: Für sie ist das Glas quasi halb leer. Sie sehen keinen Ausweg aus ihrer Situation und sind fest davon überzeugt, dass es ihnen nie besser gehen wird. Dementsprechend fühlen sie sich der Krankheit ausgeliefert und jeder neue Tag ist eine Qual für sie. Sie können stundenlang grübeln und sich in negative Gedanken verwickeln.
8. Angst oder Reizbarkeit sind ein Symptom der Depression
Etwa 7 bis 8 von 10 Patienten berichten von Angstgefühlen während einer depressiven Episode. Die Ängste sind oft diffus. Das bedeutet, dass die Betroffenen nicht sagen können, wovor sie Angst haben. Vielmehr erleben sie ein unspezifisches Bedrohungsgefühl. Sie fühlen sich überfordert und machen sich Sorgen, wie es für sie in Zukunft weitergeht.
Depressionen können sich auch in Form von Reizbarkeit und Aggression äußern. Selbst Kleinigkeiten werden komplett aus der Bahn geworfen und reagieren schnell.
9. Reduziertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen bei Depressionen möglich
Menschen, die zuvor sehr selbstbewusst waren, fühlen sich während einer Depression unzulänglich und minderwertig. In ihren Augen wollen sie einfach nicht mehr erfolgreich sein – und wenn etwas funktioniert hat, war es Glück. Ob bei der Arbeit oder im Haushalt: Wer an Depressionen leidet, traut sich kaum.
10. Schuldgefühle und das Gefühl, wertlos zu sein
Egal was passiert: Depressive Menschen sehen sich meist selbst schuldig und weniger bei anderen. Weil sie zum Beispiel im Verkehr unvorhergesehen waren, sehen sie bei ihnen den Fehler ein – weil sie früher hätten starten können. Solche Schuldgefühle verstärken die Annahme, unzureichend und wertlos zu sein und sich die Freundschaft anderer „nicht zu verdienen“.
11. Psychomotorische Hemmung und/oder schwere Unruhe
Vor allem bei schwereren Depressionen kann es zu sogenannten psychomotorischen Hemmungen kommen. Ihre Bewegungen sind verlangsamt, Ihre Mimik wirkt starr und Sie sprechen langsamer als sonst. Auch wenn sie äußerlich sehr ruhig wirken, verspüren Betroffene oft eine quälende innere Unruhe. Andere wiederum haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang (sog. Agitation).
Depression ist eine schwere Erkrankung mit möglichen Suizidgedanken
Nicht zuletzt deuten auch Suizidgedanken auf eine ausgeprägte Depression hin. Solche Gedanken sollten Angehörige immer ernst nehmen. Depressionen sollten nicht zögern und Hilfe sollte frühzeitig in Anspruch genommen werden. Es ist ratsam, im Zweifelsfall den Notruf zu wählen. Auch die nächste Psychiatrische Klinik oder der Sozialpsychiatrische Dienst ist eine wichtige Anlaufstelle.
Achtung: Einzelne Symptome wie Schlafstörungen, Reizbarkeit oder sexuelle Zurückhaltung können viele Ursachen haben und sind kein Beweis für eine Depression. Bei länger andauernden und/oder starken Beschwerden sollte immer ärztlicher oder psychotherapeutischer Rat eingeholt und eine Behandlung eingeleitet werden.